Gasbohrungen am Langbürgner See, ein Risiko für die Trinkwasserversorgung
Die „Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte“ ist mit rund 1.000 Hektar das größte Naturschutzgebiet (NSG) des Landkreises Rosenheims und zugleich eines der ältesten Naturschutzgebiete in Bayern. Mit den Übergangsmooren der Seenplatte gehört es zu den ökologisch bedeutendsten Kostbarkeiten des Voralpengebietes. Außerdem werden ca. 30.000 Bürger in der Region mit Trinkwasser aus diesem Gebiet versorgt.
Direkt am Rande des NSG-Gebietes, östlich der Kreisstraße „RO 10“ plante die RAG Austria zwei Gasbohrungen. Eine davon soll in Richtung NSG-Gebiet, unter den Langbürgner See führen, da dort Erdgasvorkommen erwartet werden. Nach Protesten gegen diesen Standort hat die RAG Austria einen alternativen Bohrstandort in Bad-Endorf-Mauerkirchen gefunden. Der neue Standort liegt rund 1,2 km vom Langbürgner See und ca. 700 m vom Naturschutzgebiet „Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte“ entfernt. Von dort aus möchte die RAG nun nach Erdgas unter dem Langbürgner See bohren.
Hocheffiziente Gaskraftwerke sind eine Brücke zu einer vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Energiewirtschaft. Insofern kommt Erdgas eine Schlüsselrolle bei der Energiewende weg von Kohle und Atom zu. Das darf aber nicht zu einer Gasförderung um jeden Preis führen.
Weltweit gibt es weder ein 100%ig fehlerfreies technisches Verfahren noch fehlerfrei arbeitende Menschen, d. h. ein Restrisiko ist immer vorhanden. Das Restrisiko beschreibt die Gefahren eines Systems trotz vorhandener Sicherheitssysteme. Es besteht aus einem abschätzbaren und einem unbekannten Anteil. Ein aktuelles, regionales Beispiel zum Restrisiko: Trotz vieler Sicherheitsmaßnahmen gelangten durch eine unglückliche Verkettung von technischen und menschlichen Fehlern im März dieses Jahres mit dem Fischgift Genamin LA 302 D verunreinigtes Lösch- und Kühlwasser vom Werk Gendorf in die Alz. Als Folge davon wurde die aquatische Flora und Fauna in der Alz unterhalb des Werkes bis zum Inn auf ca. 15 km Länge fast völlig zerstört.
Das Restrisiko, dass durch die Gasbohrungen und Gasförderung das Trinkwasser und damit auch die Antworter Ache und der Simssee nachhaltig verunreinigt sowie die einzigartige „Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte“ beeinträchtigt werden ist vorhanden und kann nicht verantwortet werden.
Der BUND Naturschutz fordert deshalb einen Verzicht auf die geplante Probebohrung und Gasförderung, da bei diesem Vorhaben durch die Bohrung und den Betrieb eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung und des Naturschutzgebietes nicht ausgeschlossen werden kann.
Ausführliche Informationen gibt auf der Homepage der „Bürgerinitiative Chiemgauer Seenplatte – gegen Gasbohren“ www.erdgasbohrung-mauerkirchen.de
Den Protest kann ich nur unterstreichen. Dabei ist die größte Gefahr in dem Artikel noch gar nicht angesprochen worden, das sogenannte Fracking. Was hat es damit auf sich?
Die zur Anwendung kommende Technologie nennt sich Hydraulic Fracturing, kurz Fracking. Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und verschiedenen Chemikalien mit hohem Druck in das bis zu 1.500 Meter tiefe Bohrloch gepresst. Dadurch wird das Gestein aufgerissen, ähnlich wie bei einer Sprengung oder einem Erdbeben. Aus den Rissen kann man das Gas dann absaugen. Besorgniserregend ist, dass durch eben diese völlig unkontrollierbaren Risse die im Gestein verbleibenden Chemikalien nach oben ins Grundwasser steigen und somit das Trinkwasser vieler Millionen Menschen vergiften können. Die Fracking-Flüssigkeit besteht aus Wasser, Quarzsand und Chemikalien. Die Zusammensetzung wird von den Förderkonzernen geheim gehalten. Pro Vorgang wird 20000 Liter Wasser benötigt. In Deutschland hat die Sendung Monitor eine Liste mit den beim Fracking eingesetzten teilweise hochtoxischen Chemikalien veröffentlicht. Die Frac-Flüssigkeit enthält demnach krebserregende, hormonverändernde und stark wassergefährdende Toxine, nämlich: Tetramethylammoniumchlorid, Petroleumdestillate, Octylphenol und Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone.
Die Aussagen zum Fracking sind richtig. Das Bay. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie hat zum Thema Fracking am Langbürgner See im Febr. 2012 folgende Aussage gemacht: „Hydraulische Fracs sind bei den Lagerstättentypen in Südbayern nicht erforderlich, weil die Porosität und Permeabilität der betroffenen Sandsteine ausreichende Fließraten ermöglichen – im Gegensatz zu Lagerstättentypen in Niedersachsen. Bei den nahezu 1000 Kohlewasserstoffbohrungen seit 1883 (erste Tiefbohrung am Tegernsee) sind in Bayern noch nie Frackingverfahren zum Einsatz gekommen. Entsprechend sind für die Gaserkundung bzw. -gewinnung am Langbürgner See auch keine Fracking-Arbeiten beantragt worden“.
Die Aussage wurde im Rahmen einer Stellungnahme zu einer Petition „Gasbohrung am Langbürgner See“ gemacht. Auch von der RAG wurde in der Öffentlichkeit und in Gesprächen mit den Gemeinden bestätigt, dass Fracking nicht notwendig ist. Es gibt dazu auch eine schriftliche Erklärung des Vorstandes der RAG.
Bisher gibt es keinen Anlass, diese Aussagen in Zweifel zu ziehen, so dass nach dem heutigen Kenntnisstand es zu keiner zusätzlichen Gefährdung durch Fracking bei der Gasbohrung am Langbürgner See kommt.