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„Was kostet die Welt?“ Dokumentarfilm
2. Februar 2020 @ 19:00 - 21:30
Free„Was ko$tet die Welt?“ von Bettina Borgfeld, aus dem Jahr 2018. Ein Dokumentarfilm im Z über die „Chronik einer feindlichen Übernahme“: den Versuch zweier Milliardäre, eine kleine englische Insel gegen den Willen von Einwohnern und Inselparlament zu „kaufen“.
Der Film läuft im Rosenheimer „Z“, Innstr. 45a, veranstaltet von Attac Rosenheim und den Naturfreunden Rosenheim mit Unterstützung des Kurt Eisner Vereins. Eintritt frei, gern kann gespendet werden.
Auf Sark, einer im Ärmelkanal gelegenen, kleinen Insel, lebten die Menschen seit
hunderten von Jahren als autonome Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Selbsthilfe und
Selbstverwaltung gründete. Keiner der inzwischen rund 600 Einwohner besaß das Land,
auf dem er lebte, denn es wurde als Lehen von der britischen Krone gegeben. Das Leben
war einfach und beruhte eher auf gegenseitigem Vertrauen als auf Gesetzesvorgaben.
2007 war es vorbei mit Frieden und Sicherheit auf der kleinen englischen Insel Sark. Zwei britische Milliardäre, die Brüder David und Frederick Barclay, interessierten sich für die Insel und kündigten „Investitionen“ an. Ein Luxusresort, sagten sie, solle aus Sark werden – aber das ist die Insel bis heute nicht. Die Barclays erwarben vier der
sechs Hotels. Ihre Firmen besitzen inzwischen ein Drittel der gesamten Landfläche. Sie kauften vielen Einwohnern ihr Land ab und überschrieben es auf die Virgin Islands – eine Steueroase. Warum? Sollte aus Sark auch eine Steueroase werden? Ein britisches Monaco?
Die Anwälte der „Investoren“ greifen jede Gesetzesinitiative des kleinen Feierabendparlaments an, das verzweifelt versucht, regulierend einzugreifen. Und der von ihnen herausgegebene Newsletter diffamiert und beleidigt jeden, der sich ihren Plänen in den Weg stellt.
Auf dem idyllischen Schauplatz entfaltet sich ein erbitterter Kampf um Demokratie,
Meinungsfreiheit und gesellschaftliche Verantwortung. Wie in einen Mikrokosmos blickt
der Film auf eine kleine Gemeinschaft, die wirtschaftlich, politisch und menschlich von
den rücksichtslosen Machenschaften einer Finanzelite zerrüttet wird, weil es keinen Staat
gibt, der bereit wäre ihre Interessen zu schützen. Und das nicht in der Dritten Welt,
sondern mitten unter uns.
Dem ging die deutsche Regisseurin Bettina Borgfeld nach: „Das hat mich interessiert, dass zwei Leute so präsent sind und diese ganze Insel verändern und in allen Köpfen der Leute drin sind. Als ich da angefangen habe zu drehen – jedes Gespräch handelte irgendwie um die Barclays. Aber gesehen hat sie kaum jemand.“
Wer ist auf der Seite der Milliardäre und wer nicht? Geld spaltet oft – so auch auf Sark ?
Der Statthalter der Barclay Brüder kaufte nicht nur Immobilien, er gab auch den Sark-Newsletter heraus. Eine Zeitung, die über Leute Lügen verbreitete, sie diffamierte, die Inselbewohner gegeneinander aufhetzte und Sark mit der Nazidiktatur verglich. Auch die Filmemacherin Bettina Borgfeld wurde von der Zeitung ins Visier genommen, denn Borgfeld hat die Inselbewohner vier Jahre lang begleitet. So gelingt es ihr, die Zuschauer hautnah teilnehmen zu lassen an dem Alptraum, der sich über Sark legte. Die Barclay-Brüder hatten Sark nicht nur ökonomisch im Griff – sie säten Angst und Verdächtigungen zwischen den Inselbewohnern. Der alte Zusammenhalt wurde zerstört.
In London findet die Regisseurin Wirtschaftsexperten, die sehr genau wissen, warum die Barclay-Brüder bereit sind, jeden menschlichen und finanziellen Preis zu zahlen, um ihre Ziele zu erreichen.
John Christensen ist Mitbegründer des „Tax Justice Network“. Er sagt: „Diese Leute agieren nach anderen Gesetzen, sie nutzen Steueroasen, um Gesetze für ihre Zwecke maßschneidern zu lassen. Sie umgehen damit das Steuersystem und die rechtlichen Richtlinien, die normale Demokratien aufstellen, um sich vor räuberischen Machenschaften zu schützen.“
Eine Parabel auf das, was in der globalen Ökonomie passiert.
Noch ist der Krieg der Barclay-Brüder gegen Sark in vollem Gange. Dieser Film erzählt mehr als nur die Geschichte einer Insel – er ist eine düstere Parabel auf das, was in der globalen Ökonomie läuft: Die Errichtung von plutokratischen Verhältnissen: Die Besitzenden versuchen die Machtübernahme. „Sark ist ein Mikrokosmos. Und auf dieser Insel passiert, so sehe ich es, auf engstem Raum, in kürzester Zeit, was sonst bei uns auf dem Globus passiert und was sonst bei uns Jahrzehnte dauert“, sagt Borgfeld.
Am Sonntag, dem 2. Februar, um 19 Uhr, im Rosenheimer „Z“, Innstr. 45a. Eine Veranstaltung von Attac Rosenheim und den Naturfreunden Rosenheim mit Unterstützung des Kurt Eisner Vereins. Eintritt frei, gern kann gespendet werden.
Gern sendet Attac Rosenheim Ihnen das ausführliche Presseheft zum Film. Bitte E-mail an attac-rosenheim@web.de