Film über Widerstandskämpfer Martin Löwenberg
„es kann legitim sein, was nicht legal ist
martin löwenberg – ein leben gegen faschismus, unterdrückung und krieg“
Ein Dokumentarfilm (2012)
Von Petra Gerschner und Michael Backmund. Die Beiden werden zum Gespräch in Rosenheim anwesend sein.
Musik: Konstantin Wecker
Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr, im „Z“ Rosenheim, Innstr. 45a. Der Eintritt ist frei. Das Z ist ab 18 Uhr geöffnet, ab 18:30 Uhr organisiert die „Rote Zora Rosenheim“ eine VoKü (veganes Essen gegen Spende). Die Filmvorführung ist eine Veranstaltung der infogruppe rosenheim in Kooperation mit dem
- dem Kurt Eisner Verein,
- der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft- Kreisverband Rosenheim,
- dem DGB Kreis- und Stadtverband Rosenheim
- den Jusos Rosenheim
- der Wählerinitiative Rosenheim, WIR
- Gesicht zeigen – Rosenheimer Bündnis gegen Rechts
- attac Rosenheim
Fast zwei Jahrzehnte begleiteten die FilmemacherInnen den Widerstandskämpfer und ehemaligen
KZ-Häftling Martin Löwenberg (86) mit der Kamera und suchten im Gespräch mit ihm und dem gemeinsamen Freund Konstantin Wecker nach Antworten auf die Fragen: Woher nimmt dieser Mann
in seinem Alter das Verständnis für die praktische Tat, das Handeln, die jugendliche Ungeduld?
Woher kommen seine Kraft und sein Mut? Wie entstand seine Unbeugsamkeit gegenüber staatlicher
Willkür und Autoritäten? Und warum leuchten seine Augen noch immer auf, wenn er planend und
organisierend politisch aktiv wird für soziale Gerechtigkeit, gegen Ausgrenzung und Krieg?
Als Jugendboxer trainierte Martin Löwenberg im Breslauer Postsportverein Stephan und verprügelte
in der Freizeit mit seinen Freunden mehrfach den Streifendienst der Hitlerjugend. Sie wehrten sich
gegen die zunehmende Repression und Verfolgung unangepasster Jugendlicher. Später arbeitete er
mit seinem älteren Bruder Fred in einem organisierten Widerstandsnetzwerk und unterstützte osteuropäische Zwangsarbeiter mit Brotmarken und Informationen über den Kriegsverlauf. Im Mai 1944
nahm ihn die Gestapo fest. Nach tagelangen Verhören wurde er ins KZ Flossenbürg deportiert. In
den KZ-Außenlagern Thil und Leitmeritz musste Martin Löwenberg bis zu seiner Befreiung selbst
Zwangsarbeit in unterirdischen Stollen leisten. Historische Foto- und Filmdokumente zu seinen
Erzählungen werden dabei mit den Aufnahmen der aktuellen Topografie dieser Handlungsorte konfrontiert.
Mit der Biografie Martin Löwenbergs schlägt der Film einen Bogen über hundert Jahre Zeitgeschichte.
Er dokumentiert auch das politische Engagement von Löwenberg nach 1945 gegen die
Remilitarisierung der Bundesrepublik, seine Verfolgung als Kommunist genauso wie seine Unterstützung
von Roma-Flüchtlingen in der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Verhinderung von Naziaufmärschen
oder seinen Kampf für die Entschädigung von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen. Durch
die Recherchen in deutschen und polnischen Archiven ist es gelungen, bisher unbekanntes Filmmaterial
zu finden, das den Protagonisten bei historischen Ereignissen in Aktion zeigt wie z.B. der
Beerdigung von Philipp Müller 1952, dem ersten von der Polizei erschossenen Demonstranten der
jungen Bundesrepublik.
Diese subjektive Protestgeschichte wird verknüpft mit aktuellen Interviews und historischen Bildmaterialien (Fotos und Filme von 1909 bis 2011) aus Wroclaw, früher Breslau, Dachau, Flossenbürg,
Essen und München zu einer filmischen Zeitreise über hundert Jahre. Martin Löwenberg
spricht von seinen Visionen damals nach der Befreiung aus dem KZ und heute. Er entwickelt im
Film eine besondere Form der Reflektion von Geschichte; dabei verschränken sich die Ebenen von
Zeit und Inhalt in Erzählsträngen, die die Vergangenheit in der Gegenwart präsent werden lassen.
Infos und Trailer:
http://www.loewenberg-film.de/